Was ist Weiblichkeit?

Wenn eine Frau in ihren Zwanzigern – also biologisch gesehen in der Blüte ihres Lebens – damit konfrontiert wird, dass der eigene Körper nicht mehr in der Lage ist selbstständig die weiblichen Hormone zu produzieren, dann tauchen plötzlich höchst philosophische Gedanken auf. Sie lassen sich alle in einer Frage zusammenfassen:

Was macht mich weiblich?

Betrachte ich nur das Äußere, passe ich sehr gut in die Kategorie Frau: Hüfte und Taille haben ein schwungvolles Verhältnis zueinander und die Brüste lassen sich auch mit dem besten Minimizer nicht verstecken. Mogelpackung. Ein niederschmetterndes Wort, das mir eine Zeit lang ins Hirn drang, wenn ich mich voller Selbstkritik vor dem Spiegel betrachtete. Vor allem ist dieser Gedanke zutiefst egozentrisch und auch furchtbar oberflächlich, wenn man ihn umkrempelt und die damit verknüpfte Logik betrachtet. Denn was steckt denn hinter dieser Kategorisierung der Geschlechter und habe ich nicht eigentlich ein gutes Gespür für Generalisierungen – was ist mit Körper- und Geschlechtervielfalt? Jene Frauen, die sich im falschen Körper geboren fühlen oder jene mit wenig Oberweite oder schmalen Hüften, die äußerlich also nicht dem weiblichen Marktideal aus der Werbung entsprechen –  sollen das auch alles Mogelpackungen sein? Oder all die Frauen, die zur regulären Zeit in ihrem Leben die Menopause bekommen – hören die plötzlich auf, weiblich zu sein?! Nein, natürlich nicht! Das Geschlecht lässt sich nicht auf äußere Merkmalszuschreibungen, den Hormonhaushalt, den Chromosomensatz oder das Alter reduzieren, hier bin ich ganz offensichtlich im Klischee gelandet und das ist immer eine Sackgasse!

Schalten wir also mal den mentalen Rückwärtsgang ein und schauen, welche Abzweigungen der Geist noch so bereithält.

Warum ist es überhaupt wichtig, sich weiblich zu fühlen? In meinem Fall ist es so: Bisher gehörte es einfach zu meinem weiblichen Selbstverständnis, dass körperlich alles in geordneten Bahnen läuft. Man kann die Pille ohne Bedenken absetzen, dann würde sich schon alles wieder aufeinander einstimmen und wenn man wollte, hätte man noch sehr viele Jahre die Möglichkeit schwanger zu werden. Als ich hörte, dass mein Östrogen kaum noch messbar sei, habe ich wahrscheinlich den größten Schreck meines Lebens bekommen. Ich hatte einfach keine Ahnung, dass so etwas möglich war. Ich hab mich anfangs dafür geschämt, weil ich das Gefühl hatte, dass etwas nicht mit mir stimmte. Dieses Gefühl ist bis heute da. Es ist ein Gefühl, dass indirekt von außen bestimmt wird, denn in Wahrheit setze ich eine gesellschaftlich konstruierte Schablone an und vergleiche, ob sie auf mich passt. Ich bin immer noch dabei zu lernen, dass Weiblichkeit kein Kriterienkatalog ist, in dem ich blättere und meine Häkchen setze – oder eben auch nicht setze und mich dann schlecht fühle. Die Weiblichkeit in meinem Kopf ist das Ergebnis aus gesellschaftlicher Normierung und Sozialisierung – und vollkommener Quatsch. Ich will damit nicht sagen, dass man sich nicht mehr sexy oder begehrt fühlen darf, ohne sich albern zu fühlen. Ganz im Gegenteil! Denn das hat ja vorrangig mit Selbstliebe und Selbstwert zu tun – diese Weiblichkeit ist höchst subjektiv und sehr privat. Genau um diesen Aspekt geht es mir. Ich fühle mich manchmal weiblich und manchmal fühle ich mich neutral. Was aber zählt ist, ob ich mich okay fühle.

Die Frage ist also so gesehen vollkommen falsch gestellt. Besser ist diese hier: Wer bin ich und was macht mich aus?

In erster Linie bin ich Mensch. Und ich bin okay – so wie ich bin. Akzeptanz ist das Schlüsselwort. Ehrlich gesagt schreibt sich das gar nicht so leicht wie es jetzt da gerade steht. Doch ich weiß, dass es stimmt und will es als Mantra in meinen Alltag tragen.

 

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